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mit Arbeiten von
Louis Gurlitt, Hermann Kauffmann d.Ä., Emil Nolde, Eduard Bargheer, Anita Rée, Ivo Hauptmann, Georg Burmester, Horst Janssen, Ingrid von Kruse, Manfred Binzer, Kai Quedens, Rasmus Hirthe, Burkhard Kern, Paul Raas, u.a.
Der Sehnsuchtsort liegt für jeden woanders, die Suche nach dem idealen Platz ist individuell. In Bilder gefasste Sehnsüchte greifen ein weites Spektrum von Motiven auf, vom weißen Strand unter Palmen, der lieblichen Landschaft Italiens bis zum atmosphärischen Norden oder dem in der Malerei viel zitierten deutschen Wald.
Der paradiesische, ideale Ort ist mit Hoffnung, der Zukunft oder aber mit Erinnerungen an eine glückliche Vergangenheit behaftet, ist in der Nähe gelegen oder unerreichbar. Beim Sehnsuchtsort kann es sich um natürliche Umgebung oder städtischen Raum handeln, um Postkartenmotive oder einen erträumten Platz.
Für viele hängt die Sehnsucht an der Heimat, dem Ort der Kindheit, der keinen nennenswerten Veränderungen unterliegt und festen Boden unter den Füßen bietet. Immer handelt es sich beim ersehnten Ort um eine Gegenwelt zum hektischen Alltag, die einen Zustand, eine Stimmung hervorruft und verknüpft ist mit etwas, was es nicht mehr oder noch nicht gibt. Hier finden sich Harmonie und Stabilität.
Häufig ist der Sehnsuchtsort in der Natur verortet und damit geht der Wunsch nach Erholung und Zeit, nach Flucht vor der ständigen Erreichbarkeit einher. In der Malerei bietet die Darstellung von Natur und Landschaft eine ideale Projektionsfläche für Empfindungen. Je stärker die Welt im Umbruch ist, desto mehr gewinnt die künstlerische Naturbetrachtung an Relevanz. Damit verbunden ist auch der Wunsch nach Reisen, Wandern und die Entdeckung ferner Länder in einem Zustand von Glück und Zufriedenheit.
Die Maler aus drei Jahrhunderten erzeugen innerhalb des traditionellen Sujets der Landschaftsdarstellung ein Spannungsfeld zwischen Idylle, Kontemplation, expressionistischer Umsetzung und narrativer Beobachtung menschlichen Alltags.
Wie alltagstauglich sind unsere Sehnsüchte? Welche neue Erfahrungswelt können wir dem Alltag entgegensetzen? In unserer Ausstellung zeigen wir, dass Malern bei der Suche nach dem idealen Ort unterschiedliche Ziele in den Sinn kamen, die sich zwar am jeweiligen Zeitgeist orientierten, denen jedoch das Streben nach Harmonie gemeinsam ist. So finden Künstler des 19. Jahrhunderts das helle Licht, die sachliche Architektur und den Bildungsreichtum Italiens besonders attraktiv, Aspekte die dort auch Maler des 20. Jahrhunderts faszinierten, während andere das Paradies vor der Haustür an Nordsee und Elbe fanden.
Im Rahmen ihrer Italienreisen, die den Höhepunkt der künstlerischen Ausbildung seit dem Ende des 18. Jh. bedeuteten, erprobten Künstler erstmals das Naturstudium vor Ort. Nicht nur Skizzen, sondern vollendete Bilder entstanden in direkter Konfrontation mit dem Motiv. Schnell trocknende Malmittel wie Aquarell und Gouache erwiesen sich als besonders geeignet, zumal sie leicht zu transportieren waren. Gleißendes Licht, arkadische Landschaft, vermeintlich süßes Leben und Antikenbegeisterung-all das faszinierte auch im 20. Jahrhundert viele Maler, denen Italien nicht nur als Reiseziel, sondern auch als Wohnort und damit Quelle ständiger Inspiration diente.
Der Sehnsuchtsort als ideale Landschaft kann auch vor der Haustür liegen. Erst im ausgehenden 19. Jh. wird der heimatliche Norden mit seiner undefinierten Weite zum Bildmotiv. Die Elbe und der Hafen als Tor zur Welt stehen in Malerei und Dichtung für die Sehnsucht nach fernen Zielen, aber auch als Landschaftsidyll mit den fruchtbaren Ufern des breiten Stroms und sich schnell ändernden Wettersituationen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf der Suche nach der Einheit von Mensch und Natur, waren norddeutsche Maler fasziniert von der linearen Struktur der Landschaft und der Atmosphäre des nahe gelegenen Meeres. Sie bietet die Möglichkeit zur Reduktion, zur Konzentration auf Stimmung, Wetter, Luft und Weite. Nicht mehr der süße oder die Stadtlandschaft von Paris, sondern Altes Land, Schleswig Holstein, Nordsee und Elbe bieten die Projektionsfläche für von Gefühlen geleiteter Malerei.