Bilder aus Kette und Schuss
16. Juni bis 18. August 2011
Gewebte Momente
Bei der Münchner Künstlerin Sonja Weber ist der Name Programm: Ihre Bilder sind gewebt.
Auf Grundlage von Fotos entstehen Arbeiten aus sehr feinem Jacquardgewebe, die auf Keilrahmen gezogen werden. Thematisch beschäftigt sie sich mit dem Festhalten eines Moments. Indem sie Flüchtiges fixiert und in ihr künstlerisches Konzept überführt, betont sie die Einzigartigkeit des Augenblicks und verleiht ihm besonderen Wert. Mit der Konzentration auf einen bestimmten, ganz kurzen Ausschnitt scheint die Zeit still zu stehen. Um diese Aussage zu transportieren wählt sie Wellen, Wolken und Lavaströme. Diese Motive liefern unzählige Varianten von Formationen, die sich nie wiederholen. Auch in ihrer neuesten Werkgruppe „Dazwischen“ verfolgt sie die Idee des fixierten Moments konsequent weiter und setzt während der Autofahrt vorbeiziehende Wälder in ihre künstlerisches Konzept um. Anders als bei den kontemplativen Wassern und Wolken liegt hier der Focus auf der Geschwindigkeit. Sie betont Polaritäten von Schärfe und Auflösung, Ruhe und Bewegung, denn im Hintergrund liegt der Wald als Ort der Erholung im Vordergrund ziehen die Bäume schnell vorüber.
Die Unendlichkeit der formalen Vielfalt ihrer Motive fasziniert Sonja Weber, die darüber zu einer passionierten Seglerin wurde. An Bord findet sie ideale Bedingungen, um die für ihre künstlerische Arbeit benötigten Eindrücke einzufangen. Dicht an der Wasseroberfläche, um den Lichteinfall von allen Seiten mit der Kamera auszunutzen, entstehen die Aufnahmen, die sie später in zahlreichen kreativen und textiltechnischen Arbeitsschritten im Atelier umsetzt. Das Ergebnis ist ein reliefartiges Gewebe, das durch das Aufspannen auf den Keilrahmen den Charakter eines Tafelbildes erhält. In seiner Wirkung übertrifft es jedoch ein gemaltes Bild, denn der gehobene und gesenkte Faden changiert und irisiert, spielt mit dem sich ändernden Lichteinfall. Starke Kontraste lassen die Wellen und Wolken in Bewegung geraten und die Illusion von Räumlichkeit entstehen. Diese Spannung und Lebendigkeit wird noch gesteigert, wenn der Betrachter feststellt, wie sehr sich das einzelne Bild bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen verändert. Je nachdem, ob man das Bild von nahem oder weitem ansieht, entsteht eine immer andere Wirkung. Der unendlichen Variationsbreite des Motivs Wasser und Wellen, Himmel und fließender Lava entspricht die Wandelbarkeit des gewebten Bildes, das dem Betrachter immer neue Eindrücke eröffnet.
In der Welt der Kunst hat sich Sonja Weber bald nach dem Studium etabliert. Ihr Konzept wird honoriert, arrivierte Galerien vertreten sie, auf den wichtigen Kunstmessen ist sie präsent und in privaten und öffentlichen Sammlungen im In-und Ausland finden sich ihre Arbeiten. Sogar im deutschen Bundestag hängt ein gewebtes Bild und sie ist vielfach mit bedeutenden Kunstpreisen ausgezeichnet worden.