Susanne Lyner und Nikola Dimitrov
14. September – 31. Oktober 2012
Zwei international erfolgreiche Künstler eröffnen mit ihren „Korrespondenzen in Farbe“ die Saison in der Galerie Gerdsen.
Der Kölner Nikola Dimitrov und Susanne Lyner aus Basel pflegen trotz der Eigenständigkeit ihrer Positionen regen Austausch über das zentrale Anliegen ihrer Kunst: Die Konzentration auf die Farbe als bildnerisches Mittel, ohne Referenz an Gegenständliches. Beide Künstler arbeiten seriell und wiederholen bestimmte Bildregeln in immer neuen Variationen, um dem Gesamtwerk Konsistenz zu verschaffen.
Lyner und Dimitrov haben sich einem Leitsatz der klassischen Moderne verschrieben: „In der Malerei ist nichts wahr außer der Farbe“. Als Begründer der konkreten Kunst forderte Theo van Doesborg, Rückgriffe auf die materielle Wirklichkeit zu vermeiden, d.h. auf Abbildung und Erzählung im Bild zu verzichten, um ausschließlich dem Kolorit Geltung zu verschaffen. Beide Künstler überführen diese Forderung in die zeitgenössische Kunst und verfolgen unterschiedliche Impulse, um sich auf die reine Farbwirkung zu konzentrieren:
Dimitrov nutzt die Interaktion von Malerei und Musik zur Strukturierung seines rhythmischen Farbauftrags, Lyner beschäftigt sich mit den plastischen Möglichkeiten von Farbe. Sie verleiht ihr Volumen durch das Spritzen, Gießen und Werfen von Fäden aus Acryl zu dickichtartigen oder luziden Verstrickungen. Auf Bildträgern oder als Objekt fordert der vielschichtige Auftrag von Linien und Schlaufen zu immer neuen Entdeckungen heraus. Die filigranen Farbgewebe entstehen in einem Spannungsfeld zwischen Kalkül und Zufall. Oberflächenstruktur und Innenaufbau der bunten oder monochromen Farbkörper bergen eine visuelle Kostbarkeit, die vom Betrachter mit allen Sinnen begriffen werden will.
Dimitrov organisiert seinen Farbeinsatz rhythmisch, das Notat ist klar und deutlich oder durch Schattierungen differenziert. Mal folgt sein Pinselstakkato der Musik, mal ist es umgekehrt. Trotz des präzisen Resultats bleibt der Malprozess ablesbar, aber die außerordentliche Bildwirkung begründet sich nicht aus dem malerischen Gestus, sondern durch den linearen Aufbau: Es fehlt der Mittelpunkt. Der Verzicht auf Konzentration desorientiert den Betrachter und die Farbe beginnt zu tanzen. Die scheinbare Bewegtheit eröffnet immer neue Seheindrücke.
Die aktuelle Schau bei Gerdsen präsentiert durch das Zusammenspiel der Arbeiten ein besonderes, ästhetisches Farberlebnis für den Besucher. Moderne Malmittel lassen bei beiden Künstlern die Farbe leuchten, bringen das gesamte Spektrum einer Farbskala in Erscheinung. Die Helligkeit, das Strahlen des Kolorits sorgt für positive Stimmung – in Aussicht auf graues Wetter ein angenehmer Nebeneffekt dieser strukturierten und durchdachten Kunst.
Objekte aus Farbe, Arbeiten auf Papier, Gemälde: ca. € 600.- bis € 8.000.-