Die Vita eines Bildes bestimmt nicht allein die Stilkritik: Auch die Rückseite gibt gelegentlich Hinweise auf die Herkunft, Datierung, Ausstellungsagenda und den Vorbesitz.
Eduard Bargheer
Das Porträt des jungen Mannes malte Bargheer im Alter von ca. zwanzig Jahren.
Verwendung fand die Leinwand dann über 50 Jahre später als Querformat für das 1973 datierte Gemälde „Stadt am Meer“. Den Titel vermerkte der Künstler auf dem Keilrahmen.
Gretchen Wohlwill (1878-1962)
„Krankes Kind“, Porträt Hans- Emil Wohlwill, 1927/28
Oelgemälde auf festem Malkarton
ca. 52 x 45 cm
signiert unten rechts
Rückseitig ist es nochmals signiert, betitelt und bezeichnet: „unverkäuflich“; weiterhin von fremder Hand eine Nummer in blauer Wachskreide, die auf eine Versendung hinweist. Gerahmt ist das Bild mit einer alten Sezessionsleiste.
Das Gemälde dokumentiert den Weg der Künstlerin in die Emigration und ihre Rückkehr nach Deutschland: Wohlwill vermerkte ihre zwei Hamburger Adressen vor dem zweiten Weltkrieg („Mittelweg 10“ und „Flemingstrasse 3“, ihr Umzug erfolgte 1927; die Angabe beider Adressen lässt folglich eine Feindatierung zu), und – entscheidend – ihre Adresse nach der Rückkehr (1952) aus dem Exil („Brahmsallee 33, 14. St – rechts“) auf der Rückseite. Aus diesen Notizen lässt sich schließen, dass die Arbeit die Künstlerin in die Emigration begleitet hat.
Die Darstellung zeigt ein Porträt des Neffen der Malerin. Der leuchtend rote Apfel signalisiert nicht nur, dass sich das Kind auf dem Wege der Besserung befindet, sondern ist auch Ausdruck für die Bewunderung Wohlwills für Cezanne und den französischen Einfluss auf ihre künstlerische Entwicklung.
Das Bild war 1928 in der Ausstellung „Junge Hamburger Kunst“ der Galerie Neumann und Nierendorf, Berlin, ausgestellt. Der Kaufpreis von 500 Reichsmark ist von ihr ebenfalls rückseitig vermerkt. Später überklebt die Künstlerin diesen Preis mit dem Zettel „unverkäuflich“. Die Kunstzeitschrift „Der Kreis“ berichtete in Heft 11 des Jahres 1928 über diese Ausstellung und bildete das Gemälde auf Seite 664 ganzseitig ab. Bruhns führt diese Arbeit in ihrem Werkverzeichnis (Bruhns, Maike: G.W. Eine jüdische Malerin der Hamburgischen Sezession, Hmbg. o.J.) unter der Nummer 112 in der Gruppe der verschollenen Bilder als „Verbleib unbekannt“.
Uns ist es gelungen das Gemälde aus Privatbesitz zu erwerben.
Roberta Gonzales
Roberta Gonzales (1909-Paris-1976)
Verso-Ansicht des Gemäldes „La Dame de Coeur“, 1953
Datierung, Titel, Ausstellungsnummern
16 x 22,5 cm, gemessen an dem kleinen Format, sehr aufwendiger Keilrahmen.
Aus der Sammlung Alfred Henzen (langjähriger Direktor der Kunsthalle Hamburg).
A. Henzen verband eine lange Freundschaft mit R. Gonzales und ihrem Ehemann Hans Hartung.
Die Prominenz eines Bilder steigt mit der Ausstellungsagenda, deshalb sind Vermerke, die belegen, dass das Objekt in bestimmten Schauen vertreten war, immer von Interesse. In diesem Fall erkennt man noch den Stempel und zu Ausstellungen vergebene Nummern.