„Die Hamburgische Sezession“

Wegbereiter und Zeitgenossen
 
aus einer Hamburger Privatsammlung
 
23. September – 19. November 2011

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

 

Wie auch die Hamburger Kunsthalle mit ihrer aktuellen Ausstellung der Kollektion Wilhelm Werner, eröffnen wir unser Herbstprogramm mit einem Highlight der regionalen Kunstgeschichte: „Die Hamburgische Sezession und ihre Wegbegleiter“. Auch hier stammen die meisten Objekte aus einer privaten Sammlung, die mit großer Fachkenntnis und Kreativität die vielfältigen Positionen ihrer Mitglieder und Zeitgenossen integriert. Jahrelang wurde sie nur in privatem Rahmen gezeigt und jüngst publiziert. In der Verkaufsausstellung unserer Galerie wird nun deutlich, wie stark sich jedes einzelne Bild auch ohne Sammlungskontext behauptet. Nach seinem Lieblingsbild gefragt, antwortet der Sammler: „Ich habe keines.“ Alle liegen ihm gleichermaßen am Herzen.
Fasziniert von den Arbeiten, der stilistischen Mannigfaltigkeit, der nach Alter, Geschlecht und Biographie bunt zusammengesetzten Sezessionisten, zeigen wir einen substanziellen Überblick. Selbstverständlich sind die großen Namen der Künstlergruppe vertreten, die seit ihrer Blütezeit zwischen den Weltkriegen nationalen, ja internationalen Ruhm erlangten: Anita Rée, Eduard Bargheer, Dorothea Maetzel-Johannsen, Rolf Nesch u. a. Es werden aber auch die Nebenwege beleuchtet und weniger prominente Zeitgenossen herausgestellt.

1919 gegründet verstand sich die Sezession nicht als Abspaltung, sondern als Interessenvereinigung progressiver Künstler mit dem Ziel qualitätvolle Kunst in Hamburg zu befördern. Ihre Mitglieder, die den Mangel an künstlerischer Atmosphäre und kulturellem Interesse in der Hansestadt beklagten, bewirkten einen Aufbruch in ein neues Kunstverständnis und den Durchbruch der Hamburger Künstlerschaft zu überregionaler Anerkennung.

Anita Rée (1885-1933) „Positano“, 1922, Aquarell, 25 x 38 cm, signiert, bezeichnet
Anita Rée (1885-1933) „Positano“, 1922, Aquarell, 25 x 38 cm, signiert, bezeichnet

Stilistisch folgten die meisten Sezessionisten dem Expressionismus. Auch französische Einflüsse und Tendenzen der Neuen Sachlichkeit waren vertreten – „Duldsamkeit gegen jede künstlerische Richtung“ war im Manifest der Gruppe verbrieft. Erst zum Ende der Weimarer Republik bildete sich unter den jüngeren Sezessionisten ein charakteristischer, linearer, von Edvard Munch inspirierter Malstil heraus, der sich besonders für die Darstellung norddeutscher Landschaftsmotive eignete. Trotz einheitlicher Merkmale, wie dem Festhalten am Gegenständlichen, blieb die Vielfalt des malerischen Ausdrucks.
Ein Kriterium schloss jedoch alle, auch die zu ihren Ausstellungsprojekten eingeladenen Wegbegleiter, zusammen: Qualität! Als Elitevereinigung fand die Sezession Anschluss an die internationale Moderne. So nahm sie 1922 neben Liebermann und Kollwitz an einer Ausstellung deutscher Kunst in Helsinki teil.
Die erfolgreiche, gut vernetzte und sich gegenseitig befruchtende Gruppe löste sich 1933 unter dem Druck der nationalsozialistischen Repressionen im Ausstellungswesen und unter dem Zwang, jüdische Mitglieder ausschließen zu müssen, selbst auf.
Danach wurden die Sezessionisten wegen ihrer als verfemt gebrandmarkten Malweise oder ihrer jüdischen Herkunft in der künstlerischen Arbeit stark behindert. Sie emigrierten, erlitten das Schicksal kreativer Isolation, verübten Suizid oder wurden im KZ ermordet.

Erich Hartmann (1886–1974) “Landungssteg auf Helgoland”, um 1935, Öl auf Leinwand, 71,5 x 90,5 cm
Erich Hartmann (1886–1974) “Landungssteg auf Helgoland”, um 1935, Öl auf Leinwand, 71,5 x 90,5 cm

Durch diverse Forschungsprojekte, Publikationen und rege museale wie kommerzielle Ausstellungstätigkeit ist die künstlerische Produktion der Hamburgischen Sezession heute wieder im Focus der Kunstgeschichte. Besondere Würdigung erlangt sie durch die Nachfrage am Markt und die Platzierung in privatem Kontext.
Der eigene Anspruch, kein „geistlos herab geleiertes Handwerk“ innerhalb der Vereinigung zuzulassen, die gute Dokumentation ihrer Geschichte und der trotz überregionaler Reputation erhaltene lokale Charakter ihrer Arbeiten, machen die Sezession zu einem anspruchsvollen Sammelgebiet. Hier gibt es immer noch vieles zu entdecken, was spannender ist als die Konzentration auf die „Bluechips“ des Kunstmarktes.

„Die Hamburgische Sezession“